Im vorigen Artikel haben wir über die ersten Phasen des Schreibprozesses geschrieben: Einstimmen, Ideen finden und recherchieren, Strukturieren und Rohtexten. Doch während viele Schreibende nach dem Rohtexten denken: „Puh, geschafft!“, liegt hier noch ein gutes Stück Arbeit vor Ihnen. Denn nach dem Rohtext haben Sie in etwa die Hälfte des Schreibprozesses durchlaufen. Erst durchs Überarbeiten gelangen Sie zu einem guten, abgabereifen Text. Und glauben Sie mir: Auch – und gerade – die besten Autoren überarbeiten ihre Texte.
5. Phase: Reflektieren und Feedback einholen
Über den eigenen Text noch einmal nachzudenken, gehört zum Schreibprozess. Denn mal ganz offen: Sind Ihnen nicht schon oft erst mit etwas Abstand missverständliche Formulierungen, Fehler, Halbsätze und andere Ungereimtheiten aufgefallen, die Sie vorher gar nicht gesehen hatten?
Ebenso sollten Sie sich frühzeitig Feedback von anderen holen. Durch das Feedback, das Sie von einem anderen Leser bekommen, erfahren Sie, ob Ihr Text verständlich ist und welche Fragen er vielleicht noch offenlässt.
6. Phase: Überarbeiten
Die meisten Schreibenden machen einen entscheidenden Fehler: Sie überarbeiten ihre Texte nicht, sondern geben ihre erste Fassung ab – nachdem sie sie höchstens noch einmal auf Fehler gelesen haben. Dabei ist das Überarbeiten ein wesentlicher Teil des Schreibprozesses. Erst durch das Überarbeiten machen Sie aus Ihrem ersten Textentwurf einen guten Text.
Das Überarbeiten geschieht auf verschiedenen Ebenen: inhaltlich, strukturell und stilistisch. Schauen Sie dabei zuerst, ob inhaltlich alles gesagt ist, was Sie sagen wollen, und ob dies in einer für den Leser nachvollziehbaren Struktur geschieht. Erst danach polieren Sie Ihren Text stilistisch.
7. Phase: Korrigieren
Das Korrigieren des Textes ist der letzte Schritt des Überarbeitens. Erst wenn der Text in Bezug auf Inhalt, Struktur und Formulierungen steht, wird er auf Rechtschreib- und Zeichenfehler hin Korrektur gelesen. Jetzt bekommt auch die äußere Form ihren letzten Schliff. Warum erst jetzt? Solange sich der Text noch ständig ändert, machen Sie sich nur doppelte und dreifache Arbeit.
8. Präsentieren
Hurrah, am Ziel! Sie haben es geschafft. Ihr Text ist fertig.
Und auf geht es zum nächsten …
Das Wichtigste zusammengefasst
Durch das Zerlegen des Schreibprozesses in mehrere Schritte erleichtern Sie sich das Schreiben. Sie nehmen sich den Druck, schon im ersten Anlauf eine perfekte Endfassung formulieren zu müssen – und kommen so leichter und unbefangener ins Schreiben. Multitasking – also alles gleichzeitig zu machen – hat sich längst als Mythos entpuppt. Entlasten Sie Ihr Gehirn, indem Sie sich immer nur auf eine Sache konzentrieren. Dann kommen Sie insgesamt schneller voran. Und Ihre Text werden auch besser. Probieren Sie es aus.
Allerdings: Dies ist der Schreibprozess eines planenden Schreibers. Doch nicht alle Schreibende können vor dem Schreiben schon eine Struktur erstellen. Manche müssen erst einmal schreiben, bevor sie ihre Struktur finden können. Wie diese Schreiber vorgehen können, schauen wir uns in einem späteren Artikel genauer an.