Gestern habe ich mir bei einer großen Bäckerei-Kette ein Stück Kuchen gekauft. Einen leckeren Streuselkuchen. So wie Oma ihn macht. Zumindest behauptete dies das Schild, das mir vor dem Kuchen sagte: „Oma’s Streuselkuchen“. Und direkt daneben lag „Oma’s Apfelkuchen“. Erst ein großer Biss in den – leckeren – Kuchen hat mir da wieder Omas (ohne Apostroph!) Streuselkuchen versüßt.
Bei „Oma’s Apfelkuchen“ liegt ein klassischer Fall von Denglisch vor. Wurde uns doch im Englisch-Unterricht eingebläut, dass das Genitiv-S immer mit Apostroph zu schreiben ist. Das ist auch richtig. Allerdings nur im Englischen.
Im Deutschen schreibt sich der Genitiv ohne Apostroph. Das Genitiv-S wird niemals vom Wort abgetrennt, sondern immer direkt an das Wort angehängt. Zum Beispiel: „Der Bericht liegt auf Frau Meiers Schreibtisch.“
Im Deutschen benutzt man das Apostroph im Genitiv nur bei Wörtern, die bereits auf S oder einen ähnlich klingenden Laut (wie z. B. X) enden. Das Apostroph deutet in diesem Fall an, dass hier ein Genitiv-S stehen müsste, es aber entfällt, da man keine zwei Zischlaute hintereinander aussprechen möchte.
Ein Beispiel: Lars‘ Schulranzen ist blau, Alex‘ Schulranzen ist gelb und Anjas Schulranzen ist grün.
Bei Lars und Alex wird ein Apostroph gesetzt, da die Namen mit S bzw. X enden. Bei Anja hingegen wird das Genitiv-S direkt an den Namen gesetzt. Bei Anja steht also kein Apostroph, nirgends! Und das ist bei allen Wörtern (wenn sie nicht auf S, X oder Z enden) so. Immer.
Das ganze Apostroph-Gedöns könnte man sich sparen, wenn die gesamte deutschsprachige Welt hessisch sprechen würde. Dann hieße es ganz einfach: „Dem Lars sein Schulranzen ist blau, dem Alex seiner ist gelb und der Anja ihrer ist grün.“ Wunderbar gelöst, ganz ohne Genitiv. Solange aber Hessisch noch nicht zur offiziellen Amtssprache erklärt wird, muss man sich doch mit dem deutschen (meist) apostrophlosen Genitiv arrangieren.
Passend dazu empfehlen wie das Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 2: Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache“ von Bastian Sick.