Von Franziska Nauck

Du kannst nur meckern! 7 Tipps für konstruktives Feedback

„Mama, Papa, Ihr seid nicht besonders gut im Loben – Ihr könnt nur meckern …“

Diesen Satz, haute mir kürzlich mein Kind um die Ohren. Er bringt ein Thema auf den Punkt, mit dem Sie vermutlich auch schon mal gerungen haben: konstruktives Feedback geben. Fällt Ihnen das leicht? Also mir offenbar nicht immer …

Konstruktives Feedback geben – tausendmal gehört, tausendmal nicht umgesetzt! Deshalb wollen wir Ihnen – und uns selbst 😉 – heute ein paar Tipps geben, wie es Ihnen gelingt.

Versetzen Sie sich in die Lage der Person, der Sie Feedback geben

Konstruktives Feedback ist wesentlich für jede berufliche Entwicklung. Es hilft sowohl Individuen als auch Gruppen, sich zu verbessern und Ziele zu erreichen. Feedback, das sich nur auf das Negative konzentriert, entmutigt.

Ein Beispiel: Martin hatte gestern seinen ersten Arbeitstag in der Kundenbetreuung einer Buchhandlung und sollte per E-Mail Fragen von Kunden zu Bestellungen, Erscheinungsterminen und ähnlichen Themen beantworten. Am Ende seines ersten Arbeitstages fühlt sich Martin erschöpft, aber auch glücklich, weil er seine Arbeit geschafft und das Gefühl hat, sie gut gemeistert zu haben.

Am nächsten Morgen findet er, für alle sichtbar, auf seinem Schreibtisch eine Notiz von seiner Vorgesetzten:

Hier sind alle E-Mails, in denen Sie gestern Fehler gemacht haben. Ich habe die Stellen markiert. Susanne

Wenn Sie sich in Martin hineinversetzen: Wie wird er sich fühlen, wenn er das liest? Vermutlich frustriert, vielleicht auch wütend. Aber bestimmt nicht motiviert, mit vollem Elan an die neue Arbeit zu gehen. Vielleicht überlegt er bereits insgeheim, ob er an dem Ort richtig ist.

Was ist falsch an dem Feedback?

Zunächst einmal: Susanne formulierte dieses Feedback am Ende eines langen Tages, als sie keine Energie mehr hatte, darüber nachzudenken, wie Martin sich damit fühlen würde. Vor allem, da es sein erster Arbeitstag war, hätte sie ihm das Feedback besser persönlich gegeben. So hätte sie gleich sehen können, wie es ankommt und gegensteuern können.
Hinzu kommen noch drei weitere Feedback-Fehler:

  • Sie platzierte die Nachricht so prominent, dass Martin sie nicht übersehen konnte, die Kolleg:innen, die vorbei kamen, aber auch nicht. Feedback, vor allem wenn es auch negative Punkte enthält, sollte den anderen auf keinen Fall bloßstellen.
  • Susanne gab Martin keine Informationen darüber, wie er die Fehler vermeiden könnte. So kann er sich nicht verbessern.
  • Sie erwähnte nichts Positives, das er an seinem ersten Tag getan hatte. Das entwertet die gesamte gute Arbeit.

Wie hätte ein konstruktives Feedback aussehen können?

Guten Morgen, Martin,

Sie haben gestern gute Arbeit geleistet! Sie haben an Ihrem ersten Tag 50 E-Mails beantwortet, was umso erstaunlicher ist, als auch einige fremdsprachige Anfragen dabei waren.

In einige Ihrer E-Mails haben sich ein paar Fehler eingeschlichen. Lassen Sie uns diese später gemeinsam durchgehen und überlegen, wie sich diese in Zukunft vermeiden lassen.

Wenn ich nach meinem Termin heute Nachmittag ins Geschäft komme, können wir uns zusammensetzen.

Danke für Ihre gute Arbeit gestern!

Susanne

Diese Version klingt völlig anders: wertschätzend und unterstützend. Gleichzeitig benennt sie klar die Fehler. 

Aber wie gelingt es, konstruktiv Kritik zu äußern?

7 Tipps, wie Sie mit konstruktivem Feedback zu besseren Leistungen beitragen und gleichzeitig Ihre Arbeitsbeziehungen pflegen

1) Schaffen Sie ein positives Klima: Schreiben Sie aufrichtig (!) mindestens einen positiven Kommentar, bevor sie auf die kritischen Punkte eingehen.

Beispiel:

Danke für Ihre Projektskizze. Ihre Ideen sind frisch und kreativ, das gefällt mir. Eine Anregung hätte ich zur Struktur in Phase 2 …

Manchmal braucht es nur ein Wort für einen positiven Einstieg:

Vielen Dank für Ihren tollen Blog! Einen winzigen Tippfehler habe ich auf der Startseite entdeckt.

2) Geben Sie positivem Feedback genauso viel Gewicht wie negativem

Nehmen Sie, was gut gelaufen ist, nicht für selbstverständlich, nach dem Motto „Nicht geschimpft ist genug gelobt.“ Das ist der Kern einer sehr weit verbreiteten Feedback-(Un)Kultur, siehe das Zitat meines Kindes vom Anfang.

Wenn wir uns bewusst machen, welche Dinge gut gelungen sind, und diese auch benennen, wird unser Gegenüber auch das kritische Feedback leichter akzeptieren.

3) Vermeiden Sie Du-/Sie-Botschaften bei Kritik; nutzen Sie sie aber bei positiven Rückmeldungen

Schreiben Sie bitte nicht: Sie haben unseren Kunden falsch beraten …,
sondern lieber: Der Kunde xy hat das Interesse an unserem Produkt xy verloren. Das liegt, denke ich daran, dass die Beratung nicht zielorientiert ist.

Aber beim Lob unbedingt direkt ansprechen:

Das haben Sie toll hinbekommen!

4) Vermeiden Sie „aber“ nach einem Kompliment!

Denn es wird alle positive Wirkung wieder auslöschen. Diese Konstruktion fließt uns sehr schnell aus der Feder. Deshalb formulieren Sie am besten zwei klar getrennte Sätze:

Sie haben den Kern unserer Botschaft ganz klar herausgearbeitet, das gefällt mir sehr! Den Call-to-Action könnten Sie noch etwas schärfen.

5) Machen Sie konkrete Änderungsvorschläge

Wenn Sie z. B. Textfeedback geben, schreiben Sie nicht einfach:

Die Einleitung funktioniert nicht.

Sondern sagen Sie ganz konkret, warum die Einleitung für Sie noch nicht stimmig ist, zum Beispiel:

Die Einleitung erscheint mir zu lang. Ich habe Deinen Ansatz bereits nach dem ersten Beispiel verstanden. Ein weiteres Beispiel benötige ich nicht. Da wünsche ich mir, dass der Text schneller zur Sache kommt.

6) Seien Sie sich Ihrer Korrekturen sicher und stellen Sie Fragen, um sicher zu gehen

Oft gibt es verschiedene Sichtweisen und Möglichkeiten, Aufgaben anzugehen. Fragen Sie sich: Ist der Ansatz wirklich falsch? Oder einfach nur anders als das, wie Sie es selbst immer tun? Im zweiten Fall verzichten Sie lieber auf das Feedback, um die Idee nicht zu verfälschen und beim Urheber zu lassen.

Wenn Sie eine Idee, einen Gedankengang nicht nachvollziehen können, stellen Sie Fragen, anstatt zu urteilen. Sagen Sie also nicht:

Die Idee funktioniert nicht.

sondern fragen Sie nach:

Meinst du dies so und so? oder Ich verstehe es folgendermaßen … Meinst du es so?

7) Stellen Sie Feedback in den Kontext

Rechtschreibfehler, zum Beispiel, können ein übermäßiges Gewicht bekommen, wenn ich sie nicht einordne:

Dies ist nur ein kleiner Punkt: …

Oder Sie kündigen an:

Ich habe einen größeren und zwei kleinere Dinge anzumerken …

Noch etwas: Wann immer möglich, geben Sie Feedback persönlich

Das gilt auch, wenn Sie es aufgeschrieben haben. Mit Ihrer persönlichen Präsenz, Ihrer Körpersprache, Ihrem Lächeln oder aufmunterndem Nicken bringen Sie Ihr Feedback ganz anders rüber als rein schriftlich.

Außerdem müssen Sie dann schriftlich nicht übermäßig sorgfältig sein, was ja viel Zeit kostet, sondern können sich mit Notizen begnügen, die Sie dann kommentieren.

Welche Erfahrungen haben Sie mit konstruktivem Feedback im Job? Schreiben Sie uns.

Herzlichst, 
Franziska Nauck und Nadja Buoyardane

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