Wir melden uns zurück aus unserer Sommerpause. – Uh! Moment mal! Klingt das nicht nach etwas, was Sie schon hundertmal gelesen haben? Ein abgegriffener Satz, den wir einfach runtergeschrieben haben, um uns keine weiteren Gedanken über den Einstieg in diesen Newsletter machen zu müssen?
Besonders nach dem Sommerurlaub ist es mühsam, wieder ins Arbeiten und Schreiben zu kommen. Da greifen wir alle gern auf altbewährte (übersetzt: schon tausendmal verwendete) Formulierungen zurück.
Doch Formulierungen werden zu Floskeln, wenn wir sie an der immer gleichen Stelle im Text in der immer gleichen Form verwenden. Das lässt Texte unpersönlich klingen – und dämpft die Lust weiterzulesen.
An fünf beliebten Floskeln zeigen wir Ihnen deshalb heute, wie es anders geht.
1) Bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 10. Juli 2019 …
Varianten dieser Floskel sind: „Bezüglich Ihres Schreibens …“ oder „Wir beziehen uns auf Ihr Schreiben vom …“ Damit schaffen Sie richtig viel Distanz zum Gegenüber. Doch mal ehrlich: Würden Sie so am Telefon sprechen?
Nutzen Sie lieber den Einstieg in den Brief für ein positives Signal und stärken Sie damit die Beziehung zum Adressaten:
a) Herzlichen Dank für Ihren Brief / Ihre E-Mail vom 10. Juli 2019. …
b) In Ihrer E-Mail vom 10. Juli 2019 schreiben Sie uns, dass … Vielen Dank dafür.
c) Besten Dank für Ihren Hinweis … Ihre Anregung nehmen wir gern auf.
2) Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie einen Platz in unserem Schreibseminar sicher haben.
Ein Klassiker: Die eigentliche Botschaft steht erst im zweiten Nebensatz. Hauptsachen aber gehören in Hauptsätze. Gerade, wenn Sie eine gute Nachricht zu vermelden haben, dürfen Sie damit direkt einsteigen. Dass Sie sich darüber freuen, ist natürlich schön, aber erst das Zweitwichtigste.
a) Wir haben gute Nachrichten für Sie: Sie haben den Platz im Schreibseminar.
b) Es hat geklappt: Sie haben den Seminarplatz am …
c) Sie sind in unserem Schreibseminar dabei. Wir freuen uns auf Sie am …
3) Wir hoffen, Ihnen damit geholfen zu haben.
Können Sie natürlich hoffen. Klingt aber auch ein bisschen so, als würde es Sie nicht wirklich interessieren, da Sie damit gleichzeitig vermitteln, dass die Aufgabe für Sie abgeschlossen ist.
Wenn Sie wirklich wissen wollen, ob Sie weiterhelfen konnten, fragen Sie direkt, ob Ihr Text hilfreich war. Und ermutigen Sie zu Rückfragen – das ist zumindest leserfreundlich.
a) Hilft Ihnen unsere Anleitung weiter? Falls etwas unklar ist, melden Sie sich einfach …
b) Konnten wir Ihnen helfen? Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich an …
c) Ist diese Aufstellung für Sie verständlich? Falls nicht, rufen Sie mich bitte an …
4) Für eventuelle Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Das „eventuell“ klingt eher wie das Gegenteil: Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, Fragen zu haben. Seien Sie stattdessen aufrichtig offen für Fragen:
a) Bei Fragen rufen Sie uns einfach an. – Wir sind gern für Sie da.
b) Gerne beantworten wir Ihre Fragen.
c) Sie haben Fragen? Melden Sie sich bei uns.
5) Anbei schicken wir Ihnen die jährliche Übersicht über Ihre Zahlungen.
„Anbei“ ist ein komisches Wort, oder? Wieso wir das einfach behaupten können? Weil niemand es am Telefon oder sonstwie mündlich benutzen würde. Ein naher Verwandter von „anbei“ ist übrigens „beigefügt“. Fakt ist: Sie brauchen solche Wörter nicht. Versuchen Sie es einfach so:
a) heute erhalten Sie die jährliche Übersicht …
b) wie vereinbart / wie besprochen erhalten Sie heute die jährliche Übersicht …
c) Ihre Fotos … finden Sie im Anhang.
Klopfen Sie Ihre Texte einmal auf die Sätze ab, die Sie immer wieder und ohne nachzudenken schreiben – und überlegen Sie sich, wie Sie dies beim nächsten Mal persönlicher, kürzer, leichter fassen können.
Spielen Sie mit den Formulierungen und achten Sie darauf, sie immer wieder zu variieren, an die konkrete Situation anzupassen – um in Ihrem Schreiben frisch und damit glaubwürdig zu bleiben.
Haben Sie auch „Lieblingsfloskeln“? Wie könnten Sie sie entschlacken? Schreiben Sie uns!
Herzlichst,
Ihre Franziska Nauck und Nadja Buoyardane