8:20 Uhr. Der Raum ist bereit. Die Tische bilden ein Sechseck. Auf jedem Platz liegen eine druckfrische weiße Mappe mit den Seminarunterlagen und ein Bleistift. Fünf Teilnehmerinnen erwarten wir – eine kleine, feine Runde, in der es sich intensiv arbeiten lässt.
8:25 Uhr. Das Telefon klingelt: Eine Teilnehmerin sagt wegen Krankheit ab. Das passiert, gerade im November. Hoffentlich bleibt sie die einzige.
8:35 Uhr. Wieder ein Klingeln. Diesmal an der Tür. Die erste Teilnehmerin trifft ein – die mit dem weitesten Weg, natürlich. Wir machen uns bekannt, die Stimmung ist gelöst und heiter. Nach und nach trudeln auch die drei anderen Frauen ein.
9:05 Uhr. Alle haben sich mit aufmunternden und gesundheitsfördernden Getränken eingedeckt und es kann losgehen.
Wir starten gleich ins Schreiben. Mit einem Freewriting. Die Teilnehmerinnen sollen über ihr Verhältnis zum Schreiben und ihre Erwartungen an das Seminar reflektieren.
Wie sich in der anschließenden Besprechung des Freewritings zeigt: Es gibt viele Fragen zum Thema Schreiben: Wir erreiche ich meine Leser und mein Textziel? Wie schreibe ich klar und verständlich? Wie bringe ich mich dazu, auch kurze Texte am Ende noch einmal zu überarbeiten? Wie unterscheiden sich werbliche und informierende Texte? Wie schreibe ich Fachtexte, wie fürs Internet? Und und und …
Und schon sind wir im Thema. Schreibprozess, Schreibtypen, den Arbeitsspeicher beim Schreiben entlasten. Was ist das und wie hilft es beim Schreiben, wenn man konsequent einen Schritt des Schreibprozesses nach dem anderen macht – und nicht alle gleichzeitig?
Doch erst einmal will ich wissen: Wie schreiben die Teilnehmerinnen? Wir machen den Schreibtypen-Test, mit dem
Ergebnis: Zwei „Planerinnen“ und zwei „Abenteurerinnen“ sitzen gemeinsam am Tisch. Zwei Schreiberinnen also, die zuerst ihren Textaufbau planen, bevor sie mit dem Schreiben beginnen, und zwei, die erst einmal drauflos schreiben und aus dem entstehenden Text nach und nach die Struktur entwickeln. Diese Konstellation wird sich im weiteren Seminarverlauf noch als fruchtbar erweisen.
Nach dieser ersten Reflexion mit Austausch gibt’s Obst und frische Luft in den Raum. Die Grundlage fürs Schreiben am eigenen, authentischen Text ist geschaffen.
Jede Teilnehmerin hat sich ein eigenes Schreibprojekt mitgebracht oder vor Ort definiert. Darin besteht unser didaktischer Ansatz: an eigenen, authentischen Texten arbeiten, damit die Inhalte unmittelbar an der eigenen Schreibpraxis erprobt werden können. Drei Teilnehmerinnen wollen einen Brief zu einem jeweils bestimmten Anlass an Kunden oder Kollegen formulieren, die vierte möchte einen Beitrag für eine Konferenz einreichen und diesen auf einer Seite ankündigen. Alles Texte, die sich gut in einem Tagesseminar entwerfen lassen.
Wir beginnen mit der Frage nach Kommunikationsziel und Adressaten. In einer komplexen Übung entwickeln die Frauen ein sehr konkretes Bild von einem / einer Lesenden und formulieren, was sie mit ihrem Text erreichen wollen. Die anfängliche Skepsis darüber, wie sinnvoll es ist, eine ganze Leserschaft auf eine konkrete Person zu reduzieren, weicht der Überzeugung, dass genau dieses Vorgehen zu konkreten und anschaulichen Texten führt.
Bevor es dafür das nötige Handwerkszeug gibt, haben sich die Teilnehmerinnen einen stärkenden Mittagsimbiss verdient.
Auch ein noch so leichtes Mittagessen kann das Einsetzen des allseits bekannten „Suppen-Komas“ nicht gänzlich verhindern. Deshalb starten wir mit einer kurzen, lustigen Bewegungsübung, welche die Gehirne reaktiviert.
Weiter geht es mit der Frage, wie sich Verständlichkeit im Text herstellen lässt. Struktur und Sprache bilden die Schwerpunkte im nächsten Block. Ich stelle zunächst verschiedene Techniken vor, mit deren Hilfe sich eine schlüssige Textstruktur entwickeln lässt – und dann sind die Teilnehmerinnen dran. Aus dem anschließenden Partnerinnen-Feedback ziehen sie wichtige Anregungen für die Überarbeitung ihrer Gliederung. Und hier bewährt sich die Kombination von Abenteurerin und Planerin. Denn der jeweils andere Schreibtyp schaut auch anders auf einen Text und lenkt den Blick auf Aspekte, die der Schreibenden so bisher nicht bewusst waren.
Anschließend geht es um das Werkzeug für gutes Formulieren. Welche Stilregeln helfen dabei? Wie erkenne ich, ob meine Sätze zu kompliziert sind? Wie vermeide ich eine trockene, sperrige Sprache? Wie gelingt es mir, lebendig zu schreiben? …
Letzte Runde. Die Teilnehmerinnen haben eine Stunde Zeit, um an ihren Texten zu schreiben und zu feilen. Ich betone noch einmal, dass beides nacheinander erfolgen sollte: zuerst zügig und unzensiert den Inhalt aufs Papier, anschließend die Sprache polieren. Parallel zu dieser Schreibzeit bekommt immer eine Teilnehmerin je zehn Minuten Eins-zu-Eins-Feedback zu einer bestimmten Frage. Das gibt Gelegenheit, auf jede einzelne Teilnehmerin und ihren Schreibstil einzugehen und ganz individuell den einen oder anderen Tipp zu geben.
Und dann ist es auch schon 16:30 Uhr – Zeit für die Schlussrunde. Was nehmt Ihr mit? Was wollt Ihr konkret umsetzen? Die wichtigsten Antworten: „Ich will planvoller, strukturierter ans Schreiben gehen, den Schreibprozess stärker zerlegen und eine Routine daraus entwickeln.“ „Ich möchte meine Texte vorab gründlicher strukturieren und dabei die gelernten Visualisierungstechniken anwenden.“ „Ich habe heute erfahren, dass ich schreiben kann, also eine neue Sicherheit erlangt, die mir helfen wird, effizienter zu schreiben.“
16:50 Uhr. Das war’s. Die Zeitplanung ist aufgegangen, es fühlt sich rund an. Müde, aber erfüllt beschließe ich den Seminartag.
„Der Tagesworkshop ‚Besser schreiben im Beruf’ war gut investierte Zeit! Neben den Grundlagen zum Schreibprozess hat mich das Coaching durch Franziska Nauck und der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen aus unterschiedlichen Branchen besonders weiter gebracht. Ich habe mehr bekommen als erwartet! Nämlich neue Perspektiven auf meine Schreib-Anlässe und mehr Freude an der alltäglichen beruflichen Schreibarbeit. Sehr empfehlenswert!“
(Ellen Herzog, M. A. Organisationsentwicklung. Regionalkoordinatorin ArbeiterKind.de Hessen und Bayern)
„Das Seminar am 23.11.2017 war sehr Interessant für mich. Das Besondere am Schreiben fürs Business war mir so bisher nicht bewusst. Durch das Seminar habe ich neue Ansätze gewonnen, um in meinem Alltag vieles zu vereinfachen und mein Schreiben effektiver zu gestalten. Mir ihrer Kompetenz und Erfahrung hat Franziska Nauck mir mehr Selbstsicherheit vermittelt, um effektiver und besser zu schreiben. “
(Nazan Akgöz, B2B Telesales Agent Team Central Germany, Nespresso Deutschland GmbH)