Liebe Leserin, lieber Leser,
am Freitag schaltete ich (Nadja) in der Früh, meinen ersten Kaffee in der Hand, das Morgenmagazin ein und das Erste, was ich sah, war die Schlagzeile „Trump’s Coronatest positiv“. Vor lauter Schreck hätte ich fast meinen Kaffee verschüttet.
Nein, nicht weil Trump positiv auf Corona getestet wurde (das war meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit), sondern weil Trump’s (sic!) Coronatest positiv war. Für Spracharbeiterinnen wie Franziska und mich keine schöne Art, in den Tag zu starten. Also erst mal ruhig durchatmen.
Nur etwa eine Stunde später stand ich an einer provisorischen Ampel und schaute beim Warten auf das daran angebrachte Firmenschild. Neben einigen weiteren Dingen bietet die Firma, die die Ampel aufgestellt hat, auch „Verkehssicherung“ an. Vergeblich suchte ich nach dem zweiten R bei „Verkehrssicherung“. Das fehlte ganz eindeutig. Auf einem Firmenschild!
Und zu guter Letzt erzählte mir Franziska, sie habe gerade ein Angebot eines Handwerkers abgelehnt, weil es einfach zu schludrig geschrieben war. Ein so schludriges Angebot könne einfach nicht das Vertrauen schaffen, dass dieser Handwerker sorgfältig arbeiten werde.
Innerhalb kurzer Zeit also drei Beispiele, die mit ein wenig mehr Sorgfalt nicht passiert wären. Und damit sind wir beim Thema: Warum Sie sich Ihren Texten mit Sorgfalt widmen sollten.
Das Genetiv-S wird mit einem Apostroph abgetrennt – aber nur im Englischen. Nicht im Deutschen! Wenn Journalisten das nicht wissen, wer soll es dann wissen?! Es sind schließlich die Sprachprofis, an denen wir uns orientieren. Sie haben einen enormen Einfluss auf die Entwicklung von Sprache und Schrift. Es ist ihre Kernkompetenz – wir vertrauen ihnen darin, dass sie die Regeln beherrschen.
Sicherlich, Fehler passieren, da wir alle Menschen sind. Aber genau deshalb braucht gerade eine Headline noch einen zweiten oder gar dritten kritischen Blick. Offenbar hat man sich die Zeit dazu nicht genommen …
Das fehlerhafte Schild der Firma wirkt unprofessionell. Wenn diese den Verkehr genauso sichert, wie sie ihre Schilder beschriftet … Das Gleiche beim Angebot des Handwerkers. Mangelnde Sorgfalt beim Text lässt schnell mangelnde Sorgfalt bei der Arbeit vermuten – egal, ob es am Ende wirklich so ist. Und dies kann sich unmittelbar in verpassten Aufträgen niederschlagen.
Sorgfältig zu sein, heißt nicht, alles perfekt machen zu müssen und nie und nimmer Fehler zu übersehen. Es heißt ebenso wenig, etwas fünf-, sechs- oder siebenmal zu kontrollieren. Sorgfältig zu sein, heißt einfach: sich Zeit zu nehmen, um die Dinge konzentriert und in Ruhe zu machen – so gut es geht.
Hektik und Termindruck stehen sorgfältigem Arbeiten entgegen. Ich höre förmlich den Chef der Firma, die die provisorische Ampel aufgestellt hat, rufen: „Schnell, schnell, was kann denn an einer Vorlage für ein Schild so lange dauern?!“
Als Faustregel gilt daher für Texte: Seien Sie nach der Hälfte der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit mit Ihrer ersten Fassung fertig. Den Rest der Zeit brauchen Sie, um Ihren Text gründlich zu überarbeiten, Korrektur zu lesen und in Form zu bringen.
Ein Beispiel: Sie haben zwei Wochen für einen zehnseitigen Text. Planen Sie, nach der ersten Woche Ihren ersten Textentwurf abzuschließen. Denn erst in der zweiten Woche wird Ihr Text dann zu einem guten Text.
Sorgfalt braucht auch die Zeit, alles einmal liegen zu lassen – um es dann später mit etwas Abstand noch einmal zu prüfen. Erst der Abstand hilft, mögliche Fehler, Ungereimtheiten aufzudecken. Denn wenn Sie noch zu nahe an Ihrer Erstfassung, Ihrer Präsentation, Ihren Berechnungen sind, können Sie keine Fehler entdecken.
Das Beispiel aus dem Morgenmagazin und dem Firmenschild sagen es: Lesen Sie Ihren Text immer noch einmal gründlich durch. Noch besser: Geben Sie ihn jemandem, der:die es für Sie mit frischem Blick prüft. Dieser Schritt wird häufig unterschätzt! Aber gerade bei Texten, die Ihnen wichtig sind, empfehlen wir dringend: Gönnen Sie sich am Ende noch einmal ein professionelles Lektorat!
Ein Supertipp zum Abschluss: Vorlesefunktion in Word
Fehler passieren unter Zeitdruck und weil wir als Autor:in am Ende häufig betriebsblind sind. Eine tolle Hilfe ist dann, die Vorlesefunktion des Word-Programms zu aktivieren mit folgenden Tastenkombinationen:
Mac: Strg + Alt + Space
PC: Windows-Logo-Taste + Strg + Eingabetaste (Return)
Probieren Sie es einmal aus und lassen Sie sich von Ihrem Computer „Verkehssicherung“ vorlesen.
Das feit Sie natürlich nicht vor allen Fehlern, aber vor fehlenden Buchstaben in den meisten Fällen schon.
Welche Erfahrungen haben Sie mit (mangelnder) Sorgfalt beim Schreiben gemacht? Welche Fragen haben Sie dazu? Schreiben Sie uns gern.
Herzliche Grüße
Nadja Buoyardane und Franziska Nauck