Wie viele Wörter hat die deutsche Sprache? Der Duden geht von etwa 300.000 bis 350.000 Wörtern aus, davon sind schätzungsweise etwa 70.000 Standardwörter, der Rest meist Fach- oder Spezialausdrücke. Bis zu 50.000 Wörter kennen wir passiv, aktiv wenden wir jedoch wesentlich weniger an: je nach Bildungsgrad etwa 12.000 bis 16.000 Wörter. Und in unserem Alltag kommen wir meist sogar mit nur etwa 2.000 Wörtern aus.
Mmh, im Vergleich zu den 70.000 Wörtern, die möglich wären, ist das nicht so viel. Deshalb hören wir häufig die Frage: Wie kann ich meinen Wortschatz erweitern? Wir haben uns dazu ein paar Gedanken gemacht …
Zunächst einmal: Lesen Sie! Was wie eine Binsenweisheit klingt, funktioniert garantiert, wenn Sie über die 2.000 Wörter hinauswachsen wollen. Aber Achtung: Auf die Auswahl der Lektüre kommt es an. Lesen Sie schöne Literatur (Belletristik), fundierte Sachbücher, seriöse Tageszeitungen oder Magazine. Hier ist die Bandbreite der genutzten Wörter viel größer als bei Blogs oder reinen Online-Magazinen.
In alten Filmen aus den 1930er, 40er und 50er Jahren, ja sogar bis in die 60er Jahre hinein, können Sie viele Wörter hören, die wir heute in unserem aktiven Wortschatz nur noch selten verwenden – die aber immer noch schön für die Schriftsprache sind. Es muss ja nicht der „Pennäler“ aus der Feuerzangenbowle sein, aber wie finden Sie z. B. das Wort „abermals“ (statt „noch einmal“)? Oder wie wäre es, wenn Sie Wörter wie „entzückend“, „grandios“, „prächtig“ wieder in Ihren aktiven Wortschatz holen? Hören Sie bewusst hin.
Wer besser werden will – egal worin – muss üben. Genauso ist es mit dem Wortschatz. Hier sind vier Übungen, die Ihnen helfen, Ihren aktiven Wortschatz zu trainieren. Der Effekt: Die Wörter fallen Ihnen schneller ein; so haben Sie eine größere Auswahl und können leichter und schneller formulieren.
Übung 1) Spielen Sie Thesaurus
Wählen Sie ein Wort aus, das Ihnen gerade in den Sinn kommt oder nehmen Sie sich einen Text und deuten Sie blind auf ein Wort. Dieses Wort ersetzen Sie nun durch drei bis fünf gleichbedeutende oder zumindest ähnliche Begriffe.
Zum Beispiel:
• schreiben – zu Papier bringen – formulieren – notieren – aufzeichnen
• antworten – erwidern – entgegnen – zurückmelden – reagieren
• Sofa – Couch – Sitzgelegenheit – Chaiselongue – Liege
Übung 2) Schmieden Sie Wortketten
Nehmen Sie ein zusammengesetztes Wort, das Ihnen gerade einfällt, oder suchen Sie sich eines aus einem Text. Lassen Sie das erste Glied des Wortes fallen und nehmen Sie den zweiten Teil, um daraus den ersten Teil eines neuen zusammengesetzten Wortes zu machen.
Zum Beispiel:
Haustür – Türrahmen – Rahmenvertrag – Vertragsbruch – Bruchlandung – Landungsbrücken – Brückenpfeiler
Buchhaltung – Haltungsbedingungen – Bedingungswerk – Werkschau – Schaubilder – Bilderrahmen
Sonnenschein – scheinheilig – Heiligenstock – Stockbrot – Brotmaschine – Maschinenwäsche – Wäschekorb – Korbflechter
Übung 3) Das Abecedarium
Dies ist nicht nur eine Übung, um Ihren Wortschatz zu trainieren. Mit dieser Übung können Sie auch ein Thema für sich erarbeiten und ein paar erste Ideen dazu entwickeln.
Finden Sie für jeden Buchstaben des Alphabets ein Wort, das mit Ihrem Thema in Verbindung steht.
Zum Beispiel:
Buchhaltung
A wie ausgleichen, B wie Balance, C wie Check, D wie Doppelte Buchführung, E wie Euro, F wie Fachabteilung, G wie Geld, H wie Haben, I wie investieren, usw.
Probieren Sie es aus! Und schreiben Sie uns: Welche Wörter nehmen Sie neu in Ihren aktiven Wortschatz auf? Was haben Sie entdeckt? Kennen Sie noch andere Wege, wie sich der Wortschatz trainieren lässt?